Die Gitarre im Wandel der Zeit: Eine umfassende Darstellung ihrer Geschichte und Typologie

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Die Gitarre 

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Die Gitarre ist eines der beliebtesten und vielseitigsten Musikinstrumente weltweit. Ihr warmer, vielseitiger Klang und ihre Anpassungsfähigkeit an unterschiedlichste Musikstile, von klassischer Musik über Flamenco bis hin zu Rock und Pop, haben sie zu einem festen Bestandteil der Musikgeschichte gemacht. Dieser Artikel nimmt Sie mit auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte der Gitarre, beleuchtet ihre verschiedenen Typen und gibt praktische Tipps zur Auswahl des passenden Instruments.

Die frühen Ursprünge: Von der Laute zur Gitarre 

Die Geschichte der Gitarre lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. Bereits in frühen Kulturen gab es Instrumente mit Saiten, die als Vorläufer der heutigen Gitarre betrachtet werden können. Im Mittelalter entwickelte sich in Europa die Laute, ein Zupfinstrument mit einem charakteristischen birnenförmigen Korpus und meist mehreren Chören (Doppelsaiten). Die Laute erlebte vom Mittelalter bis ins Barock eine Blütezeit und gilt als direkter Vorfahre der Gitarre.

  • Die Laute: Dieses im Mittelalter und der Renaissance weit verbreitete Zupfinstrument prägte die Musik dieser Epochen. Ihre Bauweise und Stimmung hatten einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Gitarre.

Im 16. Jahrhundert tauchten in Spanien erste Formen der Gitarre auf, die der heutigen Bauweise bereits ähnelten. Diese Instrumente besaßen zunächst vier Chöre (Doppelsaiten) und wurden später um eine fünfte Saite und schließlich um die heute übliche sechste Saite erweitert.

Die Entwicklung der modernen Gitarre: Vom Barock bis zur Moderne 

Im Barock erlebte die Gitarre eine erneute Blütezeit. Komponisten wie Gaspar Sanz (1640–1710) und Francesco Corbetta (ca. 1615–1681) schrieben anspruchsvolle und virtuose Musik für das Instrument. In dieser Zeit etablierte sich die fünfsaitige Gitarre, die im Laufe des 18. Jahrhunderts um eine sechste Saite erweitert wurde.

  • Gaspar Sanz (1640–1710): Bedeutender spanischer Priester, Komponist und Gitarrist des Barock. Seine Werke sind wichtige Zeugnisse der damaligen Gitarrenmusik.
  • Francesco Corbetta (ca. 1615–1681): Italienischer Gitarrist und Komponist, der maßgeblich zur Verbreitung der Gitarre in Europa beitrug.

Im 19. Jahrhundert revolutionierte der spanische Gitarrenbauer Antonio de Torres Jurado (1817–1892) den Gitarrenbau grundlegend. Er entwickelte die Bauweise, die bis heute für klassische Gitarren maßgeblich ist: ein größerer Korpus, eine verbesserte Deckenbeleistung (das interne Strebensystem) und eine präzisere Mensur.

  • Antonio de Torres Jurado (1817–1892): Gilt als der "Vater der modernen Gitarre". Seine Innovationen führten zu einer deutlichen Verbesserung des Klangvolumens, der Klangfarbe und der Spielbarkeit.

Mit der Entwicklung der elektrischen Verstärkung im frühen 20. Jahrhundert entstand die E-Gitarre, die die Musikwelt nachhaltig veränderte und neue Genres wie Rock, Blues und Jazz prägte.

  • Die Entwicklung der E-Gitarre: Experimente mit Tonabnehmern und Verstärkern führten in den 1930er Jahren zur Entwicklung der ersten elektrischen Gitarren. Firmen wie Rickenbacker, Gibson und Fender spielten eine entscheidende Rolle bei ihrer Weiterentwicklung und Popularisierung.

Gitarrentypen im Überblick: Von Klassik bis E-Bass

Es gibt eine große Vielfalt an Gitarrentypen, die sich in Bauweise, Klang und Verwendung unterscheiden:

1. Die klassische Gitarre (Konzertgitarre)
classical guitar

  • Merkmale: Nylonsaiten, breites Griffbrett, warmer und weicher Klang, meist aus Holz gefertigt.
  • Verwendung: Klassische Musik, Flamenco, Bossa Nova, klassische Liedbegleitung.

2. Die Akustikgitarre (Westerngitarre)
western guitar

  • Merkmale: Stahlsaiten, schmaleres Griffbrett, hellerer und durchsetzungsfähigerer Klang, oft mit einem Cutaway (Ausschnitt im Korpus für besseren Zugang zu höheren Bünden).
  • Verwendung: Folk, Pop, Rock, Country, Singer-Songwriter-Musik.

3. Die E-Gitarre 
e- guitare

  • Merkmale: Tonabnehmer wandeln die Saitenschwingungen in elektrische Signale um, die über einen Verstärker (Amp) wiedergegeben werden. Vielfältige Klanggestaltung durch Effekte möglich.
  • Verwendung: Rock, Blues, Jazz, Metal, Pop, Funk.

4. Der E-Bass (Bassgitarre) 
Bassgitarre

  • Merkmale: Dickere Saiten (meist vier oder fünf), tiefe Frequenzen, fundamentale Rolle im Rhythmus und der harmonischen Basis der Musik.
  • Verwendung: Rock, Pop, Jazz, Funk, Metal, viele andere Genres.

Die richtige Gitarre für dich: Auswahlkriterien 

Bei der Wahl der passenden Gitarre sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Spielerisches Können/Erfahrung: Anfänger sollten idealerweise mit einer klassischen Gitarre oder einer Akustikgitarre mit Nylonsaiten beginnen, da diese leichter zu greifen sind.
  • Musikstil: Der bevorzugte Musikstil bestimmt maßgeblich den passenden Gitarrentyp.
  • Budget: Die Preisspanne für Gitarren ist sehr breit gefächert. Es gibt sowohl erschwingliche Einsteigermodelle als auch hochwertige Instrumente für professionelle Musiker.
  • Persönliche Präferenz/Komfort: Das Instrument sollte gut in der Hand liegen, ein angenehmes Spielgefühl vermitteln und den persönlichen Klangvorstellungen entsprechen. Es empfiehlt sich, verschiedene Modelle auszuprobieren, um das passende Instrument zu finden.

Die Gitarre heute: Eine lebendige Tradition 

Die Gitarre ist weit mehr als nur ein Musikinstrument. Sie ist ein Kulturgut, das Menschen über Kulturen und Generationen hinweg verbindet. Ihre Geschichte ist reich an Innovationen, musikalischen Meisterwerken und unzähligen emotionalen Momenten. Ob im klassischen Konzertsaal, im pulsierenden Proberaum einer Rockband oder am gemütlichen Lagerfeuer – die Gitarre wird uns auch in Zukunft mit ihrer Vielseitigkeit und ihrem einzigartigen Klangspektrum begeistern.

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